Corona Wochen
Corona Wochen. Wir haben zu Hause einen Speiseplan für Woche 1 erstellt. Ich halte mich genau an die Zutaten Liste des Corona-Menüs und radel los Richtung Kaufmann. Es ist gespenstisch in den Supermärkten. Leere Regale, volle Einkaufswagen. Nach Drogerie und Biomarkt versuche ich in Supermarkt Nummer drei eine Dose Kidneybohnen für mein Chili zu bekommen. Klopapier habe ich Gott sei Dank noch. Ich schaue bei Familie XY, die mit ihren vier Kindern bei Feinkost Albrecht an der Kasse vor mir steht in den Einkaufswagen und entdecke vier Packungen „Sanft und Sicher“. Peinlich, dass ich die auch noch kenne. Empfinde scheinbar nur ich, während sie ihre Küchenrollenvorräte auf das Scheißpapier im Wagen stapeln. Ich schäme mich schon, weil ich Konservenbüchsen für mein Chili vor der Brust jongliere und mich deshalb wie ein Hamster fühle. Selbst Einkaufskörbe sind aus.
Ich frage mich, was man mit Klopapier eigentlich alles machen kann. Flächen wischen. Oder Falten? Fängt beides mit F an. Etwas absperren? Jemanden fesseln? Nee. Während ich grübel und den Grund immer noch nicht herausgefunden habe, geht mir plötzlich ein Licht auf: Die basteln damit! Vier Kinder: Jedes bekommt eine Packung á 12 Rollen. Wenn die ein familiäres Arbeitsteam bilden, könnten die heute noch die Akropolis schaffen. Bestimmt hat die Familie gestern Abend „Club Las Piranjas“ mit Hape Kerkeling gesehen. Ist ja auch MEIN Lieblingsfilm. Da bauen die sich in der Kinderbetreuung die Akropolis aus Klopapierrollen. Und bei der Akropolis fehlt ja bekanntlich der ein oder andere Ziegelstein. Wir hier in Hamburg könnten die Elbphilharmonie in ihrer ganzen Pracht bauen- und zwar nach Fertigstellung mit allen Sälen, Plaza und Souvenir-Shops! Dass ich da nicht eher drauf gekommen bin!
Der Kreativität im allgemeinen sind in diesen Interieur- Zeiten keine Grenzen gesetzt: Meine Kollegin vom Theater postet in den sozialen Netzwerken, dass sie Abschmink - Pads in Form von Topflappen gehäkelt hat. Ich finde diese Idee toll, frage mich nur, was ich momentan damit abschminken soll? Ich tusche nicht mehr. Die einzige Tusche, die ich derzeit benutze, kommt auf ein DIN A 4 Blatt, denn Lewe ist der Meinung: „Du gefällst mir ohne Schminker-Tusche besser.“ Jaja, das beherzige ich ja schon, denn Menschen sehe ich seit Tagen nur aus der Ferne und mein Spieglein an der Wand schreit lauter „Frühjahrsputz“ als „Du bist die Schönste im Land!“ Dann denke ich weiter nach und mir geht noch ein Licht auf: Die Kollegin denkt einen Schritt weiter und häkelt jetzt was das Zeug hält für ganz Hamburg nach der letzen Rolle. Im großen Stil produzieren - keine schlechte Geschäftsidee!
Hat Kapitän Peters nicht noch irgendwo eine Nudelmaschine im Keller? Nudeln sind ja auch rar…
Ich muss jetzt an die Arbeit: Brustbeutel online basteln mit H-Milchtüten - wahlweise auch laktosefrei oder vegan.
Bleibt gesund.