Lebensmittel im Badeanzug
Kreisstadt Neuruppin. Besuch der örtlichen Badeanstalt. Ich freue mich wie wild, als ich die recht unüppig beleuchtete Badelandschaft Brandenburgs betrete. Übersichtlich, ausreichende Beschäftigung für die kommenden 120 Minuten. Zwei Erwachsene, ein Kind. Rutsche, Massagestrahl im Schwimmerbecken, Whirlpool. Das übliche. Keine Wasserfälle, Grotten zum Verlaufen, Wegweiser zur Kindersauna, Dampfhöhle und Hinweis zum Pommes-Fresstempel.
Ich liege im Whirlpool und erahne das Kind bäuchlings auf der Rutsche (ohne Tunnel und Röhrendach). Wasservergnügen braucht kein Firlefanz. Rolle vorwärts mit Wasser in der Nase, Rolle rückwärts ohne. Lustige Frisuren aus nassem Haar, Handstand, bis die Luft alle ist. Synchronballett der Amateure. Wir haben Freude ohne Style, wenn man nicht ganz so genau hinsieht oder sich keine allzu großen Gedanken zu manchen Badegästen macht. Ich tauche auf und glaube zu wissen, dass das lange schwarze Haar zwischen meinen Fingern nicht von mir ist. Chlor ist ja angeblich geruchlos - höre ich gerade von links, ausser es verbindet sich mit Urin. Dem Kind läuft der Schnotter aus der Nase - schwups, untergetaucht, Simsalabim Schnotti weg! Eine Frau mit Spinat im Zahn lächelt mich an. Ich möchte nicht wissen, was sich unter der Wasseroberfläche noch alles löst und winke fröhlich Richtung Rutsche.
Zwei Stunden sind um und wir machen uns auf den Weg Richtung Dusche. Als ich meinen Badeanzug ausziehe, traue ich meinen Augen kaum und brauche drei Sekunden, um die Situation in ihrem Umfang kognitiv zu erfassen: Unterhalb meiner rechten Brust und an der Innenseite des Badeanzuges klebt ein Kaugummi. Ein Kaugummi. Kaugummi. Bevor ich überlege, ob ich weine, mich übergeben soll oder dem Kind erkläre, warum ich mich gerade entsetzlich ekele, schreie ich erstmal "Iiiiiiiiiih". Nochmal "Iiiiiiiic". Dann guck ich, was meine Freundin macht. Sie dreht sich vor Ekel im Kreis, lacht, schreit und hüpft. Ich mache einfach mit. Wir hüpfen, kreischen und springen vor Ekel in der Sammeldusche herum. Dabei benutzen wir Duschgel.
Als wir mit Lachbauchschmerzen aus der Dusche kommen und die Sammelumkleidekabine betreten, hängt da eine sehr wichtige Information für alle anderen: